Für Demokratie und Menschenwürde

Für Demokratie und Menschenwürde
Bildrechte Enno Weidt

Der Verein „Bunt statt Braun“ hatte am 2. Februar 2024 zur Teilnahme an einer Demonstration in Forchheim unter dem Motto "Demokratie verteidigen. Kein Platz für Faschismus“ aufgerufen. Ca. 1500 Menschen folgten dem Aufruf und gingen für Demokratie und Menschenwürde auf die Straße. Darunter auch zahlreiche Vertreter und Mitglieder unser Kirchengemeinden.

U.a. sprach auch Martin Emge, Leitender Pfarrer im Kath. Seelsorgebereich Forchheim, Domkapitular und Dekan im Dekanat Forchheim, im Namen der beiden christlichen Konfessionen als Gastredner zu den Teilnehmenden:

Hier die Rede von Dekan Martin Emge

"Als Christen stehen wir auf für die Menschenwürde und Demokratie

Ich stehe hier als Leitender Pfarrer des Katholischen Seelsorgebereichs Forchheim und in Stellvertretung für die evangelischen Gemeinden in Forchheim, St. Johannis und Christuskirche, sowie für das Bündnis gegen Extremismus jeder Art.
Gefühllose und inhumane Ausweisungsphantasien für Migranten und ihre Unterstützer, die Ablehnung von Schutzangeboten für Geflüchtete und die pauschale Verächtlichmachung von politischen Akteuren und Institutionen sind für mich mit den Grundwerten unserer Gesellschaft nicht vereinbar.


> Rassisimus

Für Christen gilt grundsätzlich, dass jeder Mensch als Geschöpf und Ebenbild Gottes gleichwertig ist, und zwar unabhängig von Hautfarbe, religiöser oder kultureller Zugehörigkeit, aufgrund des Geschlechts, seiner sexuellen Orientierung und seines materiellen Status.
Das haben die Väter unserer Verfassung vor 75 Jahren im 1. Artikel unseres Grundgesetzes verankert: „Die Würde des Menschen ist unantastbar!“


> „Remigration“

Im Buch Levitikus (19, 34) lesen wir: „Der Fremde, der bei euch wohnt, soll euch wie ein Einheimischer gelten, und du sollst ihn lieben wie dich selbst, denn ihr seid selbst Fremde in Ägypten gewesen. Ich bin der Herr, dein Gott.“
Das hier zitierte Gebot der Nächstenliebe ist uns Christen heilig. Es schließt die Fremden immer mit ein.


> Antisemitismus

Die christlichen Kirchen bekennen sich zum Judentum als ihrer Mutterreligion und leben mit voller Überzeugung die jüdisch-christliche Ökumene. Wir verurteilen jede Form von Antisemitismus in unserem Land und weltweit.
Margot Friedländer, 102jährige Holocaustüberlebende, sagte letzte Woche in einem bewegenden Interview:
„Wir sind alle gleich – es gibt kein christliches, muslimisches, jüdisches Blut. Es gibt nur menschliches Blut. Seid doch Menschen! “


> Rechtsradikalsimus

Seit fast 80 Jahren genießen wir in Deutschland Demokratie. In der Demokratie findet die Würde jedes Menschen ihren besonderen Ausdruck. Jeder Mensch kann in der Demokratie seine Stimme einbringen. Die Demokratie ist eine besonders menschliche Staatsform. In ihr können sich Menschen frei entfalten, frei ihre Meinung äußern.
Seit 80 Jahren genießen wir Frieden und Wohlstand. Das verdanken wir unserer Demokratie. Das verdanken wir ganz besonders der Einbindung unseres Landes in die europäische Union. Die Europäische Union ist ein grandioses Friedensprojekt – belohnt mit dem Friedensnobelpreis. Die enge Vernetzung unseres Landes mit unseren Nachbarn ist Garant für Frieden und Wohlstand.


> Angstmacherei

Trotz immenser Veränderungen und Herausforderungen in unserer Welt lebt in uns eine Hoffnung, die im Glauben an den christlichen Gott begründet ist. Das ist ein Gott, der an der Seite aller Menschen guten Willens steht und der uns Mut macht und alle Angst vertreibt. Wir lassen uns deshalb nicht einschüchtern durch Drohkulissen und Angstmacherei. Und wir lassen uns auch nicht blenden von mancher Versuchung, in einfachen Lösungen auf Kosten anderer das Heil zu finden. Im Vaterunser heißt es: führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. 


Die Lösungen unserer Probleme in diesen Veränderungen liegen im Miteinander, nicht im Gegeneinander. Sie liegen im Respekt vor der Würde des andern, nicht in hasserfüllter Respektlosigkeit.
Diese Lösungen fordern einen langen Atem, Mut und Beharrlichkeit. 
Und eine Sprache, die in der Wortwahl und Emotionalität von der Liebe getragen ist. In der Liebe zur Menschenwürde und zur Demokratie."

Martin Emge, Leitender Pfarrer im Kath. Seelsorgebereich Forchheim, Domkapitular und Dekan im Dekanat Forchheim
Forchheim, 2. Februar 2024